Kredit für Aktien: Einen Kredit für den Kauf von Aktien aufnehmen

       

Aktien und Aktienfonds sind ein wichtiger Bestandteil der Vermögensbildung, der von Privatanleger in Deutschland viel zu wenig genutzt wird. Darüber sind sich Experten einig. Der Aufbau eines Wertpapierbestandes um jeden Preis, auch mit einem Kredit für Aktien, ist aber eine heikle Angelegenheit.

Ausgewogenes Verhältnis von Sicherheit und Rendite

Wird die Geldanlage in Wertpapieren diskutiert, geht es meist um den Aufbau von Vermögen für die Altersversorgung. Manche Anleger sind zwar an kurzfristigen Spekulationsgewinnen interessiert, aber um wirklich erfolgreich sein zu können, fehlen ihnen durchweg die Marktkenntnisse. Nach der Lektüre eines Buches zur Chartanalyse wird man keineswegs sicher zum Millionär – wäre das möglich, hätten es viele andere längst vorgemacht. Richtig ist, dass mit den heute für sichere Geldanlagen erzielbaren Zinsen der Vermögensaufbau selbst über lange Laufzeiten extrem schwer geworden ist. Garantien geben Sicherheit, kosten aber Rendite. Das wird derzeit in den Lebensversicherungsverträgen deutlich. Wichtig ist zu verstehen, dass das theoretische Risiko eines Totalverlustes bei einem Anlagehorizont von mehreren Jahrzehnten vernachlässigbar ist, wenn man seine Wertpapier-Anlagen breit genug über Branchen, Regionen und Währungen streut. Die längste Verlustphase des deutschen Aktienindexes DAX betrug mehr als sieben Jahre. So lange dauerte es, bis ein Verlust von 68 % des Wertes wieder aufgeholt werden konnte. Bitter, wenn Sie in einer schwachen Marktsituation das Geld brauchen. Können Sie abwarten, sitzen Sie die Verluste einfach aus. Bislang stand unter dem Strich stets ein deutlicher Gewinn. Eine Faustregel empfiehlt eine Aktienquote von Hundert minus Lebensalter. Ein Dreißigjähriger sollte danach 70 % seines Geldes in Aktien und Aktienfonds investieren, ein Sechzigjähriger nur noch 40 %. Sicher ist das nicht für alle Situationen der beste Rat. Die Empfehlung soll aber darauf hinweisen, dass bei langer Anlagedauer Aktien kaum zu schlagen und deshalb für das Altersvermögen wichtig sind.

Durchschnittsrendite bei fast 7 %

Der größte Aktienindex, der MSCI World, enthält rund 1.600 Werte aus 23 Ländern. Seit 1970 erzielte er eine Durchschnittsrendite von 6,8 %. Da liegt es nahe, in einer Niedrigzinsphase einen Kredit für Aktien oder Fondsanteile aufzunehmen. Da die Kreditzinsen niedriger sind als die zu erwartende Rendite, riecht das nach einem guten Geschäft. Auf zwei Aspekte ist aber unbedingt hinzuweisen: Erstens wird die Gewinnerzielung schwieriger, als wenn man Aktien aus vorhandenem Vermögen kauft. Denn ein Gewinn entsteht nur, wenn die Wertpapiere mehr zulegen als der Kreditzins. Zweitens stellt sich die Frage nach der Finanzierung des Kredits. Bei einem Ratenkredit sind monatliche Zahlungen fällig, das Wertpapierdepot wirft aber keine regelmäßigen Erträge ab. Denkbar wäre ein endfälliges Darlehen, das am Ende der Vertragslaufzeit in einer Summe zurückgezahlt wird. Das könnte durch einen Verkauf des Wertpapierdepots geschehen – aber wehe, Ihre Papiere sind gerade dann im Minus. Sie wären gezwungen, zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu verkaufen, und riskieren zusammen mit den aufgelaufenen Zinsen einen doppelten Verlust. Ein Kredit für Aktien ohne Markterfahrung und ohne Sicherheiten kann existenzbedrohend sein.


Marcel Ziegler

Als ehemaliger Finanz- und Honorarberater habe ich jahrelang direkt mit Privatkunden gearbeitet und weiß daher aus eigener Erfahrung, welche Fehler Menschen beim Umgang mit Geld machen. Ich kenne die Fallstricke von Bank- und Versicherungsprodukten und habe es mir zur Aufgabe gemacht, das Thema Finanzen so zu erklären, dass es wirklich jeder versteht.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert