Kreditrahmen berechnen

       

Um für ihre Kunden die Kreditrahmen zu berechnen, wenden Banken und Sparkassen verschiedene Methoden an. Ob ein Kunde überhaupt ein Darlehen erhält und wie hoch bei diesem der Rahmen ist, hängt zunächst einmal von der Bonität ab.

Neben der Kreditwürdigkeit spielen auch noch andere Kriterien eine Rolle.

  • Banken prüfen nicht nur die persönliche Kreditwürdigkeit eines Darlehensnehmers, bevor sie ihm Kredite für günstige Zinsen gewähren.
  • Neben der Höhe von Zins und Darlehensraten spielen auch das Einkommen des Kunden sowie seine Lebenshaltungskosten eine Rolle.
  • Hat der Kunde Vermögen angespart, wird auch das in die Betrachtung einbezogen.
  • Großen Wert legen die Banken auf Werthaltigkeit.
  • Deswegen werten sie als günstiger, wenn der Kunde eigenes Kapital im Hintergrund hat.

Darauf kann der Kreditgeber im Fall der Fälle zurückgreifen.

Belastung des Kunden

Eine Methode der Banken, den Kreditrahmen zu berechnen, besteht darin, die Belastung des Kunden zu bewerten. Dabei stellt die Bank die Höhe der Kreditraten in ein Verhältnis zum monatlichen Einkommen des Kunden. Gewertet wird das gesamte Einkommen pro Monat. Davon werden die Lebenshaltungskosten als so genannter Selbstbehalt abgezogen. Dazu kommt noch ein Sicherheitsabschlag, das ist das Geld, was der Kunde für unvorhergesehene finanzielle Ausgaben braucht. Das Geld, das nach dieser Rechnung übrig bleibt, ist die maximale Rate, die der potenzielle Kreditnehmer monatlich aufbringen kann. Daraus lässt sich der Kreditrahmen berechnen.

Nettoeinkommen zählt

Eine andere Methode wenden Banken an, wenn es um den Kreditrahmen etwa für den Bau eines Hauses oder den Kauf einer Wohnung geht. Bei dieser Methode stellen die Kreditinstitute vollständig auf die monatlichen Nettoeinnahmen ihres Kunden ab. Nach einer Faustformel, die von Kreditinstituten entwickelt wurde, ergibt das Nettoeinkommen mal 110 den höchstmöglichen Betrag, der als Kredit ausgezahlt werden kann. Fragt sich ein Kunde also, wie viel bekomme ich von meiner Bank geliehen, kann er das mit dieser einfachen Faustformel selbst ermitteln.

Für diese Form der Ermittlung des Kreditrahmens besteht das Nettoeinkommen des Kunden im Monat nicht nur aus dem Nettogehalt. Auch andere Einnahmen, wie Kindergeld oder Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung, Kapitalerträgen oder Hinterbliebenenrenten zählen dazu. Die Einkommen müssen regelmäßig erfolgen. Selbstverständlich muss der Kunde darüber hinaus eine gute Bonität vorweisen können. Eine Abfrage bei der Schufa und anderen Auskunfteien gehört also bei der Ermittlung von Kredithöhen und der letztendlichen Bewilligung immer dazu.

Realistisch bleiben

Einige Banken gewähren ihren Kunden in Zeiten niedriger Zinsen sehr hohe Kreditrahmen. Das liegt daran, dass auch Kreditinstitute Geld verdienen müssen. Da die Möglichkeiten günstiger Geldanlage nicht unendlich sind, versuchen sie, mit Kreditvergabe Kapital zu verdienen. Wer von seiner Bank einen sehr hohen Kreditrahmen eingeräumt bekommt, sollte genauer hinschauen und vor allem realistisch bleiben. Das Geld muss irgendwann an die Bank zurückgezahlt werden. Welche monatliche Belastung ein Kreditnehmer stemmen kann, kann er sich selbst ausrechnen. Das sollte die Basis für die Höhe eines Darlehens sein.

Ein Kredit-Kalkulator oder Zinsrechner findet sich nicht nur auf den Angebotsseiten der Banken, sondern auch an vielen anderen Stellen im Internet. Grundsätzlich sind die nötigen Formeln auch in den gängigen Office-Lösungen wie Microsoft Excel enthalten.

Aber die Internet-Seiten mit gut beschrifteten Masken sind hinsichtlich der Eingabe nötiger Parameter deutlich einfacher zu bedienen.

  • Die Webseiten der Vergleichsportale und Banken bieten oft Schieberegler, mit denen Kreditsumme und Laufzeit ausgewählt werden können.
  • Der Kredit-Kalkulator errechnet die sich daraus ergebende Rate.
  • Aber Achtung – was so transparent und klar wirkt, hält einige Stolperfallen bereit.
  • Zunächst geht die Rechnung von einem bestimmten Zinssatz aus.
  • Der steht aber in den meisten Fällen noch gar nicht endgültig fest.

Rund 80 % der Banken gestalten ihre Konditionen bonitätsabhängig. Das ist sachgerecht, denn der Zins ist nicht nur ein Entgelt für das Ausleihen des Kapitals, sondern auch ein Maß für das Risiko, dass das Geld nicht zurückgezahlt wird. Die Spannen, in denen sich bonitätsabhängige Zinssätze bewegen, sind sehr weit, zum Beispiel zwischen 3 % und 15 %. Zwar sind die Banken nach der Preisangabenverordnung (PAngV) verpflichtet, ein repräsentatives Beispiel anzugeben. Das sind Konditionen, zu denen mindestens zwei Drittel aller Antragsteller ein Darlehen auch tatsächlich bekommen haben. Aber das vom Kredit-Kalkulator ausgewiesene Ergebnis führt in die Irre, wenn man zum restlichen Drittel gehört und viel höhere Zinsen zahlen muss.

Rate nach Leistungsfähigkeit bestimmen

Ein zweiter Schwachpunkt der Schieberegler ist, dass die Eingangsgrößen fast immer Kreditsumme und Laufzeit sind. In der Praxis empfiehlt sich aber der umgekehrte Weg: Überlegen Sie, wieviel Geld sie benötigen und welchen Betrag für Zinsen und Tilgung Sie sich pro Monat leisten können. Denken Sie dabei auch an Zeiten, in denen jährliche Zahlungen wie Versicherungsbeiträge oder Kfz-Steuer anfallen. Planen Sie nicht zu knapp, bilden Sie Rücklagen für unvorhergesehene Ausgaben. Und auch während der Laufzeit des Kreditvertrags sollte der Spaß am Leben nicht zu kurz kommen – ein Restaurantbesuch oder ein angemessener Urlaub dürfen das Budget nicht sprengen. Sinnvoll ist ein Kredit-Kalkulator, der eine freie Wahl des zu berechnenden Werts erlaubt, hier also bei vorgegebener Kreditsumme und Rate die Laufzeit. Kleiner Nachteil: Bei diesem Kalkulator muss man den erwarteten Zins eingeben, sich also vorher schon einen Marktüberblick verschafft haben. Für eine erste Idee reicht ein schneller Blick in die gängigen Vergleichsportale ohne Eingabe konkreter persönlicher Daten. Wenn Sie wissen, welche Kreditlaufzeit Sie benötigen, um eine bezahlbare Rate zu erzielen, kehren Sie zu den Portalen zurück und stellen dort Konditionsanfragen. Da nicht jedes Portal mit jeder Bank zusammenarbeitet, scheuen Sie nicht den Aufwand, mehrere Vergleiche zu bemühen. Die Übersichten sind kostenlos und unverbindlich, sie haben auch keinen Einfluss auf Schufa-Eintragungen. Vermissen Sie Ihre Lieblingsbank, sehen Sie direkt auf deren Webseite nach oder rufen Sie in der Filiale an. Erst wenn Sie das perfekte Angebot ausgewählt haben, stellen Sie dort den rechtsverbindlichen Kreditantrag.

Was kann ich mir leisten?

Reichen Rücklagen und laufendes Einkommen nicht für die Erfüllung größerer Wünsche, braucht man einen Kredit. „Was kann ich mir leisten?“ ist dabei die zentrale Frage, die es vor der geplanten Anschaffung und der Kreditaufnahme zu klären gilt, damit später keine bösen Überraschungen folgen.

Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen

Die Frage nach der Leistbarkeit stellt sich besonders in Zusammenhang mit der Immobilienfinanzierung. Wie teuer darf das Traumhaus werden, damit aus dem Traum nicht irgendwann der Albtraum einer Zwangsversteigerung wird? Die Kreditvergleiche im Internet bieten dazu Rechenhilfen an, die aber häufig wegen der besseren Verständlichkeit sehr einfach gestrickt sind. Um der individuellen Situation gerecht zu werden, bietet es sich an, die Kontoauszüge eines kompletten Jahres zu nehmen und Einnahmen und Ausgaben aufzuschreiben. Die Einnahmenseite ist dabei zumindest für Arbeitnehmer recht übersichtlich. Das Nettogehalt ändert sich nicht wesentlich von Monat zu Monat. Zusätzliche Leistungen des Arbeitgebers wie Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und Bonifikationen sollten Sie vorsichtshalber nicht berücksichtigen, soweit darauf kein Rechtsanspruch beispielsweise aus einem Tarifvertrag besteht. Denken Sie daran, dass das Einkommen eines Partners auch zeitweise wegfallen kann, zum Beispiel wegen Erziehungszeiten. Bei den Ausgaben ist etwas mehr Arbeit erforderlich. Berücksichtigen Sie unbedingt ein komplettes Jahr, damit Sie auch quartalsweise, jährlich oder unregelmäßig anfallende Positionen erfassen: Versicherungsbeiträge, Rundfunkgebühren oder die Kfz-Steuer. Ein besonderes Augenmerk gilt den derzeitigen Wohnungskosten. Die Netto-Kaltmiete wird wegfallen, wenn Sie im eigenen Haus wohnen, aber erst nach einer Übergangszeit. Nebenkosten entstehen auch im Eigenheim oder in der Eigentumswohnung, abhängig etwa von der Wohnfläche und der Energieeffizienz sogar in deutlich veränderter Höhe.

Nicht zu knapp rechnen

Denken Sie daran, dass eine Immobilienfinanzierung über mehrere Jahrzehnte laufen kann. In dieser Zeit kann sich eine Menge ändern, nicht nur Einkommen und die eigene Lebenssituation. Die Zinsbindungsfrist endet bei den meisten Darlehen lange vor der vollständigen Tilgung. Die Anschlussfinanzierung einer hohen Restschuld kann bei gestiegenen Marktzinsen deutlich teurer sein. Außerdem werden Sie nicht nur wegen Ihres Wohneigentums über Jahrzehnte auf alles andere verzichten wollen. Berücksichtigen Sie bei den Kosten auch angemessenen Urlaub, Rücklagen für ein neues Auto oder Haushaltsgeräte, die irgendwann einmal ersetzt werden müssen.

Zinsbindung – eine schwierige Entscheidung

Eine der schwierigsten Entscheidungen ist die passende Wahl der Zinsbindung. Mit einer kurzen Frist profitieren Sie besonders stark vom derzeit sehr niedrigen Zinsniveau, haben dafür aber noch hohe Restschulden, wenn die Bindung endet. Eine längere Frist zahlen Sie jetzt teurer, haben aber für die Zukunft mehr Sicherheit. Auch hier helfen Rechner aus dem Internet, den Kredit zu berechnen und die Frage „Was kann ich mir leisten?“ zu beantworten. Haben Sie für sich entschieden, dass 1.500 Euro für Zinsen und Tilgung im Monat sicher möglich und eine Restschuld von 100.000 Euro nach zehn Jahren akzeptabel sind, können Sie bei 2 % Zinsen eine Darlehenssumme von rund 245.000 Euro erhalten. Müssten Sie für eine zwanzigjährige Zinsbindung 3,5 % bezahlen, wollen nach dieser Zeit aber schuldenfrei sein, dürfen Sie sich sogar fast 260.000 Euro als Immobilienkredit erlauben. Mit einem Zinsrechner lassen sich viele weitere interessante Szenarien auf Knopfdruck durchspielen.


Marcel Ziegler

Als ehemaliger Finanz- und Honorarberater habe ich jahrelang direkt mit Privatkunden gearbeitet und weiß daher aus eigener Erfahrung, welche Fehler Menschen beim Umgang mit Geld machen. Ich kenne die Fallstricke von Bank- und Versicherungsprodukten und habe es mir zur Aufgabe gemacht, das Thema Finanzen so zu erklären, dass es wirklich jeder versteht.


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