Pm Kredit: Das hat es mit der Abkürzung „p. M.“ bei Krediten auf sich

       

Vor allem im Versandhandel findet man Zinssätze mit dem Zusatz pM, die einen Kredit sehr günstig erscheinen lassen. P.M. ist die Abkürzung für „pro Monat“ (lateinisch „per mensem“). Aufs Jahr gerechnet ist das Darlehen – abhängig von den Tilgungszeitpunkten und der Sollstellung der Zinsen – ungefähr zwölf Mal so teuer. Für einen zuverlässigen Vergleich ziehen Sie deshalb nur den Zins p. a. („per annum“, also pro Jahr) heran. Die Preisangabenverordnung (PAngV) schreibt die Nennung eines effektiven Jahreszinses vor. Außerdem muss ein sogenanntes repräsentatives Beispiel angegeben werden.

Konditionen für mindestens zwei Drittel der Antragsteller

Die Berechnung eines effektiven Jahreszinses ist bei sogenannten Annuitätendarlehen, die in gleichmäßigen monatlichen Raten getilgt werden, gar nicht so einfach. Während bei einem endfälligen Darlehen die Restschuld stets gleich bleibt, ändert sie sich durch Tilgung ständig. Wegen der Tilgung fallen auch weniger Zinsen an. Innerhalb der Monatsrate verschiebt sich also das Verhältnis aus geringer werdenden Zinsen und höherer Tilgung. Wie genau der Effektivzins zu berechnen ist, regelt eine mit Formeln gespickte Anlage zur PAngV. Als Nicht-Banker muss man diese Berechnung nicht nachvollziehen können. Es reicht zu wissen, dass sie für alle Kreditgeber einheitlich gilt und damit eine Vergleichbarkeit zwischen p. M. Kreditzinsen und den gängigeren Angaben p. a. sichergestellt ist. Rund 80 % der Kreditangebote haben bonitätsabhängige Zinsen. Ist das Risiko eines Zahlungsausfalls niedrig, wird der Kredit günstiger verkauft als an einen Kunden mit hohem Ausfallrisiko. Ohne individuelle Angaben kann in der Werbung für Kredite also nur eine Zinsspanne genannt sein, wobei der günstige Mindestzinssatz groß herausgestellt wird. Damit hier möglichst kein Lockvogel-Effekt entsteht, gibt es das repräsentative Beispiel. Es wird auch Zweidrittelzins genannt, weil die PAngV vorschreibt, hier den Zins zu nennen, zu dem mindestens zwei Drittel aller Antragsteller das Darlehen auch tatsächlich bekommen haben. Ein Blick ins Kleingedruckte ist nicht erst im Vertragstext, sondern schon in der Werbung wichtig. Wird ein Zins von 1,99 % p. a. groß herausgestellt, aber das repräsentative Beispiel lautet auf 6,50 %, wird schon klar, dass für einen normalen Arbeitnehmer die 1,99 % vermutlich nicht zu erreichen sind.

Weniger zurückzahlen als die Darlehenssumme

Apropos Lockvogel: Während sich vermögende Sparer bei vielen Banken an Negativzinsen gewöhnen müssen, sind entsprechende Kreditangebote noch absolut ungewöhnlich. Mitte 2017 bewarb das Portal smava in einer Pressemitteilung (PM) einen Kredit mit -0,4 % Zinsen. Wer 1.000 Euro Darlehen bei der Fidor Bank aufnahm, muss nur 994 Euro in 36 Monatsraten zurückzahlen. Damit wird die vom selben Anbieter 2015 kurzzeitig angebotene 0-%-Finanzierung, die man auch aus dem Handel kennt, nochmals getoppt. Natürlich gibt es diesen Kredit nur für Menschen mit guter Bonität – oder, böse gesagt, für diejenigen, die eine solche Kreditsumme eigentlich nicht brauchen. Für den Vermittler ist die PM zum Kredit mit Negativzinsen eine geniale Werbung, bei der zudem noch Adressdaten von Interessenten eingesammelt werden. Einige dieser Kunden werden sicher Verträge zu anderen Konditionen abschließen, an denen sich wieder gut verdienen lässt. Der Verzicht auf sechs Euro über drei Jahre ist unter diesem Aspekt eine gelungene Investition.


Marcel Ziegler

Als ehemaliger Finanz- und Honorarberater habe ich jahrelang direkt mit Privatkunden gearbeitet und weiß daher aus eigener Erfahrung, welche Fehler Menschen beim Umgang mit Geld machen. Ich kenne die Fallstricke von Bank- und Versicherungsprodukten und habe es mir zur Aufgabe gemacht, das Thema Finanzen so zu erklären, dass es wirklich jeder versteht.


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